Hochsensible Kinder: Erkennen, Verstehen und Fördern

Hochsensible Kinder: Erkennen, Verstehen und Fördern

Was bedeutet Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist ein angeborenes Temperamentsmerkmal, das etwa 15-20 % der Menschen betrifft, darunter viele Kinder. Der Begriff wurde von der Psychologin Elaine Aron geprägt und beschreibt eine verstärkte Wahrnehmung von Reizen. Hochsensible Kinder nehmen ihre Umwelt intensiver wahr, reagieren stärker auf emotionale und sensorische Eindrücke und verarbeiten Informationen tiefer.

Woran erkennt man ein hochsensibles Kind?

Hochsensible Kinder zeigen oft folgende Merkmale:

  • Tiefe emotionale Reaktionen: Sie sind schnell gerührt, weinen leicht oder zeigen starkes Mitgefühl.

  • Empfindlichkeit gegenüber Reizen: Sie reagieren sensibel auf Lärm, grelles Licht, bestimmte Stoffe oder starke Gerüche.

  • Ausgeprägte Intuition: Sie bemerken kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung oder in der Stimmung anderer.

  • Perfektionismus: Sie setzen sich selbst unter Druck und sind schnell frustriert, wenn etwas nicht gelingt.

  • Geringe Frustrationstoleranz: Sie reagieren empfindlich auf Kritik oder Versagen.

  • Tiefgehende Fragen und Gedanken: Sie denken oft über komplexe Themen nach, die für ihr Alter ungewöhnlich sind.

  • Intensivere Sinneswahrnehmung: Sie schmecken, riechen, fühlen und hören intensiver als andere Kinder, was zu Überforderung oder besonderer Freude führen kann.

Nicht jedes Kind mit diesen Eigenschaften ist automatisch hochsensibel. Es geht um eine Kombination mehrerer Faktoren.

Wie und wo kann man Hochsensibilität feststellen lassen?

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal. Ein erfahrener Kinderpsychologe oder eine Fachkraft für Entwicklungsdiagnostik kann helfen, Hochsensibilität einzuordnen. Es gibt auch spezielle Selbsttests, die Hinweise darauf geben können.

Spiele für Hochsensible Kinder

Hochsensible Kinder profitieren von Spielen, die ihre Sinne sanft anregen und ihnen gleichzeitig Sicherheit und Ruhe bieten. Hier sind einige geeignete Spielideen für drinnen und draußen für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren:

Für drinnen:

  • Kreatives Basteln: Aktivitäten wie Malen, Kneten oder Basteln fördern die Feinmotorik und bieten einen ruhigen Rahmen für kreative Ausdrucksformen.

  • Musik und Tanz: Sanfte Musik hören oder einfache Instrumente spielen kann beruhigend wirken und gleichzeitig das Rhythmusgefühl fördern.

  • Lesen und Vorlesen: Gemeinsames Lesen von Büchern bietet Geborgenheit und regt die Fantasie an.

  • Brett- und Kartenspiele: Altersgerechte Spiele fördern Konzentration und soziale Fähigkeiten in einer kontrollierten Umgebung.

Für draußen:

  • Naturerkundungen: Spaziergänge im Wald oder Park ermöglichen es, die Natur mit allen Sinnen zu erleben, ohne von zu vielen Reizen überflutet zu werden.

  • Sand- und Wasserspiele: Das Spielen mit Sand oder Wasser bietet taktile Erfahrungen und kann sehr beruhigend wirken.

  • Gartenarbeit: Ein eigenes Beet pflegen oder Blumen pflanzen verbindet mit der Natur und vermittelt Verantwortung.

  • Bewegungsspiele: Aktivitäten wie Yoga für Kinder oder ruhige Ballspiele fördern die Motorik, ohne zu überfordern.

Es ist wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes zu achten und Überreizung zu vermeiden. Ruhige, strukturierte Umgebungen und klare Routinen helfen hochsensiblen Kindern, sich wohl und sicher zu fühlen.

Zusätzlich kann das Kinderbuch "Greta spürt einfach viel mehr" dabei helfen, Hochsensibilität zu thematisieren und das Kind in seiner Wahrnehmung zu unterstützen.

Brettspiele: 

Tempo, kleine Schnecke! 🐌 – Ein kooperatives Farbwürfelspiel für Kleinkinder ohne Druck und Wettbewerb.

Obstgarten 🍎 – Ein liebevolles Kooperationsspiel, bei dem alle zusammenarbeiten, um das Obst zu ernten.

Hase Hüpf! 🐰 – Ein ruhiges Spiel, das logisches Denken fördert, ohne stressige Wettkampfelemente.

Stone Age Junior 🏕 – Ein harmonisches Strategiespiel für Kinder ab 5 Jahren mit einfachen Mechaniken.

Memory 🧠 – Fördert spielerisch die Konzentration und kann an das Kind angepasst werden (z. B. mit sanften Tiermotiven).

Kartenspiele: 

Uno Junior 🎨 – Eine kindgerechte Variante des Klassikers mit sanfteren Regeln

Halt mal kurz 🐭 – Ein lustiges, aber nicht hektisches Kartenspiel mit den Charakteren von Marc-Uwe Kling (z. B. Känguru).

Lama 🦙 – Ein entspannter Kartenableger mit einfachen Regeln, der ohne viel Strategie auskommt.

Dobble Kids 🧐 – Eine entschärfte Variante des schnellen Suchspiels mit süßen Tiermotiven.

Meine ersten Spiele – Farben & Formen 🎨 – Ein ruhiges Lernspiel für die Kleinsten mit Fokus auf Farben und Formen.

Schlafverhalten hochsensibler Kinder und Einschlafhilfen

Hochsensible Kinder haben oft Schwierigkeiten beim Einschlafen, da sie Eindrücke intensiv verarbeiten. Hier helfen:

  • Rituale und feste Schlafzeiten schaffen Sicherheit.

  • Gedimmtes Licht und ruhige Musik können helfen, zur Ruhe zu kommen.

  • Beruhigende Berührungen wie eine sanfte Massage oder Kuscheleinheiten.

  • Abendrituale wie Vorlesen oder sanfte Atemübungen können das Kind auf den Schlaf vorbereiten.

  • Vermeidung von starken Reizen vor dem Schlafengehen, wie laute Geräusche oder intensive Gerüche, die das Kind sonst wachhalten könnten.

Wie fühlen hochsensible Kinder?

Hochsensible Kinder nehmen Stimmungen oft intensiver wahr. Sie können Schwingungen in der Umgebung spüren und sind oft exzellente Leser von Körpersprache und Gefühlsausdrücken. Sie nehmen oft auch sensorische Reize wie Gerüche, Geschmack oder Berührungen intensiver wahr, wodurch sie auf manche Lebensmittel oder Textilien empfindlicher reagieren können.

Wie zeigen hochsensible Kinder Stress?

  • Plötzliches Weinen oder Wutausbrüche

  • Rückzug und das Bedürfnis nach Alleinsein

  • Schlafprobleme oder Magenbeschwerden

  • Überempfindlichkeit gegenüber Lärm, Licht, Gerüchen oder Berührungen

Brauchen hochsensible Kinder immer vertraute Dinge?

Ja, bekannte Umgebungen und Routinen helfen hochsensiblen Kindern, sich sicher zu fühlen. Plötzliche Veränderungen können Ängste oder Stress auslösen.

Wie helfe ich meinem Kind, wenn es vollkommen überreizt ist?

  • Ruhige Umgebung schaffen: Licht dimmen, laute Geräusche reduzieren.

  • Feste Berührung oder sanfte Worte: Je nach Bedarf kann entweder Körperkontakt helfen oder Abstand.

  • Atemübungen oder sanftes Wiegen: Dies kann zur Beruhigung beitragen.

  • Dem Kind Rückzugsmöglichkeiten bieten: Ein ruhiger Ort zum Alleinsein hilft oft.

  • Ablenkung durch sensorische Reize minimieren, wie starke Gerüche oder kratzige Kleidung, die das Kind zusätzlich belasten könnten.

Wie gehe ich mit meinem Kind um, wenn die Stimmung umschlägt und es mich nicht in seiner Nähe haben möchte?

Respektiere den Wunsch nach Abstand. Gib ihm Zeit und signalisiere, dass du da bist, wenn es bereit ist. Manchmal hilft es, eine neutrale Haltung einzunehmen und das Kind nicht in seiner Emotion zu drängen.

Hochsensible Kinder in Kindergarten und Schule unterstützen

  • Lehrer über die Hochsensibilität informieren

  • Feste Routinen und klare Anweisungen bieten Sicherheit

  • Pausenmöglichkeiten in ruhigen Ecken zulassen

  • Nicht zum schnellen sozialen Kontakt drängen

  • Lernumgebung anpassen, z. B. weniger Reizüberflutung durch Lärm, grelles Licht oder starke Gerüche

Wie kann ich mein hochsensibles Kind zu Hause unterstützen?

Ein strukturierter Tagesablauf hilft hochsensiblen Kindern, sich sicher zu fühlen. Dabei können folgende Ansätze hilfreich sein:

  • Klare Routinen: Ein fester Tagesrhythmus gibt Orientierung und reduziert Stress.

  • Lernen mit Pausen: Hochsensible Kinder verarbeiten Informationen intensiv und benötigen häufige Erholungspausen.

  • Lernmethoden anpassen: Spielerisches Lernen, visuelle Hilfsmittel oder kreative Ausdrucksformen wie Zeichnen oder Geschichten helfen oft besser als rein frontales Lernen.

  • Eine reizarme Umgebung schaffen: Ein ruhiger Arbeitsplatz ohne Ablenkungen fördert die Konzentration.

  • Achtsam auf sensorische Überforderung achten, z. B. durch zu intensive Farben, Gerüche oder Geräusche.

Bücher zum Nachlesen: 

Das hochsensible Kind
Elaine N. Aron bietet in diesem Buch fundierte Einblicke in die Welt hochsensibler Kinder und gibt praktische Ratschläge für Eltern, wie sie ihre Kinder unterstützen können.

Empfindsam erziehen
Julie Leuze liefert konkrete Tipps und Ideen für den Alltag mit hochsensiblen Kindern, basierend auf Interviews und Erfahrungsberichten von Eltern.
Mit feinen Sensoren
Die Autoren erklären leicht verständlich die neurologischen und biochemischen Grundlagen hochsensibler Kinder und bieten Lösungen und Ideen für den Alltag.
Mein Kind ist hochsensibel – was tun?
Rolf Sellin beschreibt die besonderen Eigenschaften hochsensibler Kinder positiv und gibt Eltern hilfreiche Ratschläge für den Umgang mit ihnen.
Hochsensible Kinder behutsam stärken: 57 Alltagstools für Eltern
Julia Katharina Bauer bietet in diesem Buch 57 praktische Alltagstools, um hochsensible Kinder im täglichen Leben zu unterstützen und zu fördern.

Wie kann ich meinem hochsensiblen Kind Grenzen setzen?

Auch hochsensible Kinder müssen lernen, dass Eltern eigene Bedürfnisse und Grenzen haben. Dabei ist wichtig:

  • Sanft, aber bestimmt sein: Klare, ruhige Ansagen helfen, ohne das Kind zu überfordern.

  • Eigene Bedürfnisse erklären: Zeige deinem Kind, dass du manchmal Zeit für dich brauchst.

  • Alternativen anbieten: Falls das Kind gerade viel Nähe will, du aber Ruhe brauchst, könntest du sagen: "Ich brauche fünf Minuten für mich, danach kuscheln wir."

  • Vorbild sein: Zeige, wie man eigene Grenzen respektvoll kommuniziert, damit dein Kind dies nachahmen kann.

Hochsensibilität als Gabe vermitteln

Viele hochsensible Kinder fühlen sich "anders" oder fehl am Platz. Zeige deinem Kind:

  • Dass seine Fähigkeiten (Empathie, Kreativität) wertvoll sind.

  • Dass es okay ist, empfindlich zu sein.

  • Wie es seine Stärken nutzen kann, z. B. in kreativen oder sozialen Berufen.

  • Wie es sich abgrenzen kann, um nicht überfordert zu werden.

Hochsensible Kinder sind keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Ihre besonderen Wahrnehmungsfähigkeiten und ihre tiefen Gefühle können eine große Stärke sein, wenn sie liebevoll begleitet und unterstützt werden. Wer ihre Bedürfnisse erkennt und darauf eingeht, hilft ihnen, ihr volles Potenzial zu entfalten.

ACHTUNG meine Links sind Affiliate Links. Dir entsteht dadurch kein Nachteil oder Mehrkosten. 

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.